Von der Werbeagentur zur Holzwerkstatt
Ein Herstellerinterview mit dem Ober-Holzwurm Jan T. Schnurr
In der heutigen Zeit, in der maschinelle Massenproduktion die Norm ist, stechen handgefertigte Produkte durch ihre Einzigartigkeit und Qualität hervor. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist die Geschichte eines leidenschaftlichen Holzhandwerkers, der seine Begeisterung für Holz zu einer erfolgreichen Geschäftsidee entwickelt hat. Aus einem einfachen Hobby entstand ein kleines Unternehmen, das hochwertige Schneidbretter produziert und dabei traditionelle Handwerkskunst mit einem modernen Ansatz verbindet. In diesem Interview erfahren wir mehr über die Beweggründe des Gründers, seine Vision und Werte, die besondere Bedeutung von Holz in seiner Arbeit und den nachhaltigen Umgang mit diesem wertvollen Material. Lasst uns eintauchen in die Welt des Ober-Holzwurms Jan T. Schnurr und uns die faszinierende Geschichte hinter seinen einzigartigen Schneidbrettern entdecken.
Hofmeister: Herr Schnurr, erst einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen und sich unseren Kunden vorstellen möchten. Dann legen wir auch gleich los! Warum haben Sie sich für die Holz-Produktion entschieden?
J. T. Schnurr: Das Thema Holz hat sich bei mir aus dem Hobby entwickelt. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich viel lieber in der Werkstatt bin, als vor dem Bildschirm. Also habe ich mir Wege überlegt, wie ich auch in der Werkstatt Geld verdienen kann. So kam die Idee für die Schneidbretter.
Hofmeister: Warum lieben Sie Ihre Arbeit mit Holz?
J. T. Schnurr: Weil Holz ein warmer, freundlicher Werkstoff ist, aus dem sich wundervolle Produkte fertigen lassen.
Hofmeister: Welche Vision hatten Sie dabei?
J. T. Schnurr: „Ein Bayerwald Handmade Schneidbrett in jeder Küche.“
Hofmeister: Welche Werte treiben Sie täglich an?
J. T. Schnurr: Vor allem die Familie, dann die Handwerkskunst und natürlich Authentizität.
Hofmeister: Bitte erzählen Sie uns die Geschichte der Gründung Ihres Unternehmens.
J. T. Schnurr: Das ging sehr einfach: Ich war ja schon mit der Werbeagentur selbstständig und habe dann den Bereich Kunsthandwerk einfach mit dazu genommen. Die Gründung als Kopfgeburt war im Oktober 2022.
Hofmeister: Was ist die Geschichte hinter dem Schneidebrett? Wie kamen Sie auf die Idee?
J. T. Schnurr: Ich wollte etwas bauen, das sich einerseits im Rahmen des Kunsthandwerkes bauen lässt und andererseits wirklich klassisches Schreinerhandwerk mit Massivholz ist. Natürlich bin ich durch die kleine Werkstatt auch limitiert, sodass komplexe Möbelprojekte gewerblich nicht infrage kommen.
Hofmeister: Wie wird aus der Idee ein einzigartiges Holzprodukt? Welche Schritte gibt es?
J. T. Schnurr: Die Schneidbrettproduktion ist eine klassische Leimholzherstellung:
- Holzbohlen vorformatieren
- Holz aushobeln
- Leisten schneiden
- Verleimen
- Schleifen
- Formatieren
- Schleifen
- Finish aufbringen und ggf. gravieren
Hofmeister: Wie entstand das Design und die Formsprache Ihres Schneidebretts?
J. T. Schnurr: Mir haben Schneidbretter mit Griffmulden selbst nie gut gefallen. Ich mag es, wenn das Design eine Funktion erfüllt, ohne nachträglich gefräst zu sein. Der umlaufende 10°-Winkel erfüllt die Funktion eines integrierten Griffs – vor allem in Kombination mit den Füßchen. Zudem ist der 10°-Winkel ein altes Schreinermaß, das ich gerne als kleinen Verweis auf das alte Handwerk mit einbaue.
Hofmeister: Aus welcher Region stammt das Holz?
J. T. Schnurr: Alle Hölzer kommen von Holzhändlern und Höfen in einem Umkreis von maximal 25 Kilometern. Die Esche stammt zum Beispiel von einem Bauernhof zwei Dörfer entfernt, hat also einen super kurzen Transportweg.
Hofmeister: Wie viele Bretter lassen sich aus einem ganzen Baum herstellen?
J. T. Schnurr: Das kommt auf den Baum an. Ein ganzer Eschenstamm genügt wahrscheinlich für 50 bis 70 Schneidbretter.
Hofmeister: Stammt das Holz aus nachhaltigen Quellen?
J. T. Schnurr: Ich weiß, dass der Hof immer wieder nachpflanzt.
Hofmeister: Welche Materialien wurden verwendet und was sind die Vorteile davon?
J. T. Schnurr: Esche ist ein langfaseriges Hartholz, das man ursprünglich aus dem Schiffsbau kennt. Durch die langen Fasern hat die Esche die besten Eigenschaften, wenn es darum geht, mit Feuchtigkeit zurechtzukommen. Daher eignet sie sich ideal für ein Schneidbrett in der Küche.
Hofmeister: Ist der Artikel unbehandelt?
J. T. Schnurr: Der Artikel ist mit Original Bayerwald Handmade Schneidbrett Wachs behandelt, einem Finish aus eigener Herstellung, das nur aus natürlichem Bienenwachs und lebensmittelechtem Mineralöl besteht. Ein Bienenstock für das Wachs steht sogar bei uns hinter der Werkstatt.
Hofmeister: Wie kann man das Schneidebrett pflegen und die Langlebigkeit steigern?
J. T. Schnurr: Ideal gepflegt ist das Schneidbrett, wenn es regelmäßig mit meinem Schneidbrettwachs nachbehandelt wird. Natürlich gehört es nicht in die Spülmaschine und sollte stattdessen nach dem Gebrauch mit einem feuchten Tuch abgerieben und anschließend trocken gerieben werden. Nach Bedarf nachwachsen – fertig!
Hofmeister: Wurde Öl, Lack oder sonstiges verwendet?
J. T. Schnurr: Nein.
Hofmeister: Wie wird Umweltverantwortung gelebt?
J. T. Schnurr: Allein die Dimension der Werkstatt als Manufaktur und nicht als große Schreinerei sorgt für geringe Emissionen. Die Bezugswege sind sehr kurz, was natürlich einen Beitrag zur Umwelt leistet.
Hofmeister: Nutzen Sie grünen Strom?
J. T. Schnurr: Wir nutzen Misch-Strom.
Hofmeister: Verwerten Sie die Holzabfälle?
J. T. Schnurr: Ja! Alle Holzabfälle werden vollständig verwertet. Abschnitte werden verheizt, Späne dienen als Einstreu in der Geflügelhaltung.
Hofmeister: Wie und von wem haben Sie Ihre Handwerkskunst mit Holz gelernt?
J. T. Schnurr: Learning by Doing. Ich habe über die bekannten YouTube-Kanäle angefangen und mich von da an immer weiterentwickelt. Bevor ich das erste Schneidbrett kommerziell angeboten und verkauft habe, habe ich ein Jahr lang an einer einzelnen Eschen-Bohle herumprobiert, bis ich zufrieden war.
Hofmeister: Worauf kommt es bei Qualitätsprodukten an?
J. T. Schnurr: Auf gutes Holz als Ausgangsprodukt. Dann natürlich auf sauberes Aushobeln, sodass sich die Leisten präzise verleimen lassen. Geduld, damit der Leim sauber abbinden kann. Noch mehr Geduld beim Schleifen. Präzision beim Formatieren und am Ende Hingabe beim Wachsen. So wird es ein gutes Schneidbrett.
Hofmeister: Welches Öl oder Wachs kann man verwenden?
J. T. Schnurr: Grundsätzlich taugen alle lebensmittelechten Öle und Wachse (zum Beispiel Leinölfirnis). Ich empfehle aber natürlich mein eigenes Produkt.
Hofmeister: Wie geht man dabei vor?
J. T. Schnurr: Das Wachs kann einfach in das trockene, saubere Schneidbrett einmassiert werden.
Hofmeister: Wie wird das Schneidebrett gefertigt? Können Sie den Herstellungsprozess beschreiben?
J. T. Schnurr: Die Schneidbrettproduktion ist eine klassische Leimholzherstellung. Zuerst werden die Holzbohlen vorformatiert und ausgehobelt. Dann werden Leisten geschnitten, verleimt und geschliffen. Anschließend erfolgt das Formatieren, weiteres Schleifen, und schließlich das Finish, welches aufgebracht und ggf. graviert wird.
Hofmeister: Was wird mit der Hand gemacht und welche Maschinen sind notwendig?
J. T. Schnurr: Alle Maschinen sind kleine Handmaschinen; eine halb- oder vollautomatische Verarbeitung gibt es nicht. Momentan sind folgende Maschinen im Einsatz:
- Tischkreissäge
- Abrichthobel
- Dickenhobel
- Zwingen (Werkzeug)
- Breitbandschleifmaschine
- Exzenterschleifmaschine
- Akkuschrauber
Hofmeister: Was kann ich tun, wenn das Holz rau wird und sich die Fasern aufstellen?
J. T. Schnurr: Dann kann man sich überlegen, dass es sich um einen Gebrauchsgegenstand handelt und damit leben, oder man geht zum Schreiner vor Ort und lässt sich das Schneidbrett wieder hochschleifen.
Hofmeister: Wie schleife ich das Schneidebrett nach?
J. T. Schnurr: Entweder beim Schreiner oder mit einem kleinen Exzenterschleifer. Per Hand geht auch, aber das ist dann natürlich schon eine Strafarbeit.
Hofmeister: Lässt sich die Oberfläche danach versiegeln oder imprägnieren?
J. T. Schnurr: Mit Schneidbrett-Wachs!
Hofmeister: Hat das Schneidebrett bereits Auszeichnungen erhalten?
J. T. Schnurr: Nein, das Produkt ist nicht prämiert.
Hofmeister: Wurde das Produkt in relevanten Branchenpublikationen erwähnt?
J. T. Schnurr: Jain, wir arbeiten aktuell an einer Veröffentlichung in „Rolling Pin.“
Hofmeister: Gibt es berühmte Kunden für das Produkt?
J. T. Schnurr: Der berühmteste Kunde ist wahrscheinlich Feinkost Käfer in München.
Vielen Dank, Herr Schnurr, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns Einblicke in Ihre Handwerkskunst und die Herstellung Ihrer einzigartigen Schneidbretter zu geben. Es war äußerst interessant, mehr über Ihre Arbeitsweise und die Philosophie hinter Ihren Produkten zu erfahren. Wir freuen uns auf Ihre nächsten Kreationen und die Zusammenarbeit mit Ihnen!